Verkehrsbildung

Nur eine Sache der Polizei?

Wie ist es bei dir? Der Polizist kommt an die Schule, führt die Verkehrsschulung durch, alle haben Freude und damit ist das Thema wieder für ein Jahr erledigt?

Wir suchen: 

  1. Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, die in Eigeninitiative weitere Verkehrsbildungsangebote durchführen und über ihre Erfahrungen in einen Austausch treten wollen.
  2. Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, die das Thema Verkehrsbildung interessant finden und nach Anregungen suchen, wie sie es im Unterricht und in unterrichtsnahen Aktivitäten umsetzen können.

 

Schreib eine Nachricht an verkehrsbildung@edu-rd.ch

oder nimm an der Umfrage teil.

Strassenverkehr im LP21

Die Verkehrsinstruktionen durch die Polizei sind gesetzlich verankert und die Zusammenarbeit mit den Schulen funktioniert seit Jahren hervorragend. Doch das bedeutet nicht, dass die Schule keine entsprechenden Lehrverpflichtungen hat.

In den Fächern NMG und Sport sind einige Kompetenzen mit Bezug zum Strassenverkehr aufgeführt. Zum Beispiel:

im Zyklus 1 – zum Beispiel NMG 8.5.b:

SuS können selbstständig Wege im Wohn- und Schulumfeld zurücklegen, dabei sichere und unsichere Stellen erkennen, benennen und Regeln im Verkehr beachten.

im Zyklus 2 – zum Beispiel NMG 7.3d

SuS können ausgehend von eigenen Gewohnheiten die Bedeutung des Unterwegs-Seins und des Verkehrs für das tägliche Leben beschreiben und einschätzen.

im Zyklus 2/3 – zum Beispiel NMG 8.5.g 

SuS können mit Velo und öffentlichem Verkehr selbstständig in der Wohnregion unterwegs sein und dabei auf die Sicherheit im Verkehr achten und Regeln einhalten. g BNE – Gesundheit BS.5.1.1c

 

Impulse zum Nachdenken

Warum die Verkehrsbildung nicht nur eine Sache der  Polizei sein sollte:

 Wiederholungen sind wichtig für das Lernen

Aus der Lernforschung ist bekannt, dass Wiederholungen wichtig sind, um gelerntes im Gedächtnis zu verankern. Was nicht wiederholt wird, wird innerhalb kürzester Zeit vergessen. Viele kennen das aus dem eigenen Unterricht: Nach einem Jahr ist laut dem spiralartigen Ansatz des LP ein Thema oder Kompetenzbereich wieder dran und man fängt gefühlt wieder von vorn an.

Die Vergesslichkeitsrate von Kindern ist sehr unterschiedlich. Doch im Durchschnitt können Lernende nach einem Jahr noch ca. 5% der Inhalte wiedergeben, wenn diese in der Zwischenzeit nicht wiederholt wurden. Das gilt auch für Verkehrsregeln und richtiges Verhalten im Strassenverkehr: Kinder kennen die Bedeutung der Verkehrstafeln nicht, obwohl sie den Velopass bestanden haben, Kinder fahren auf der Strasse viel unsicherer als im Wald oder auf dem Parcours. Kinder wissen zwar, wo und wie man die Strasse sicher überquert, tun es jedoch nicht immer.

 

Ähnlichkeitshemmung  erschwert das Lernen

Wenn der Polizist oder die Polizistin nur ein mal im Jahr kommt, werden viele Themen in kurzer Zeit durchgenommen. Doch wenn wir etwas neues Lernen, behindern sich sehr ähnliche Inhalte. 

Beim didaktischen Aufbau von Kompetenzen achten wir darum darauf, Kinder nicht zu verwirren. Zeitlicher Abstand von ähnlichen Inhalten sind das A&O. In der Verkehrsbildung ist das kaum möglich, wenn verschiedene Manöver und Verkehrsregeln in kurzer Zeit geübt werden. Dann sind Kinder verwirrt: Wo muss man sich wann einspuren? Wann fahre ich einhändig? Wohin muss ich schauen? Muss ich beim rechtsabbiegen nach hinten schauen?

Trotzdem alles gerade erklärt wurde, sind Kinder verwirrt. Kommt dir das bekannt vor?

 

Kognitive Überlastung verhindert das Lernen

Dazu kommt oftmals, dass die Kinder im Verkehrsunterricht – vor allem bei den praktischen Veloübungen kognitiv überlastet sind. Das Velofahren ist herausfordernd – je weniger Erfahrung Kinder damit haben, je mehr. Beim einhändigen Velofahren (Handzeichen) noch an Abläufe im Manöver und an Vortrittsregel zu denken ist schier unmöglich, wenn das einhändige Fahren noch nicht gut automatisiert ist. 

Dann sehen Kinder andere Verkehrsteilnehmer, Strassenmarkierungen oder Tafeln mit Vorfahrtsregeln schlicht nicht. Sie sind motorisch ausgelastet sind. Das ist wie bei der Rechtschreibung: Wenn die rein motorische Bewegung der Hand beim Schreiben schwer fällt, bleiben keine Ressourcen, um über Rechtschreibung nachzudenken. Unsicherheiten in der Rechtschreibung können einen den Job – oder die Ausbildungsstelle – kosten. Unsicherheiten im Strassenverkehr sind lebensgefährlich. Darum können wir die Verkehrsbildung nicht vollständig den seltenen Besuchen der Polizei überlassen.

 

Suche nach Antworten

Wie können wir das Wissen und Verhalten von Kindern im Strassenverkehr fördern?

Dazu wollen wir mit euch ins Gespräch kommen: Welche Materialien und weiterführenden Angebote würde es für brauchen, damit wir Verkehrsunfälle mit Kindern noch besser vermeiden können?

Viele Materialien zur Verkehrsbildung werden von Vereinen und Verbänden erstellt und oftmals gratis an Schulen abgegeben. Der Fonds für Verkehrssicherheit stellt dafür finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Worauf sollte in Zukunft noch stärker geachtet werden, wenn Lehr- und Lernmedien erstellt werden? Würdest du dir wünschen, dass sich die Schulbuchverlage dem Thema widmen?


Wir wollen uns mit euch dazu austauschen, wie ihr diese Kompetenzen in euren Unterricht einbindet und was ihr dabei für Erfahrungen gemacht habt. Geht es dir wie Christoph oder Nadine? Hast du ganz andere Erfahrungen? Ist Verkehrsbildung kein Thema für dich? Wir freuen uns auf deine Rückmeldung.

«Ich thematisiere Verkehrstafeln und Verhalten im Strassenverkehr und im ÖV, wenn ich mit Kindern unterwegs bin. Zum Beispiel auf einer Schulreise. Dazu gehört, dass wir auf der verkehrsabgewandten Seite des Trottoir laufen und Platz machen, wenn uns Personen – vor Allem ältere Menschen oder Personen mit Gepäck oder Kinderwagen. Das hat immer gut funktioniert.» (Christoph W., Lehrer MS)

 

«Die Sachen, die die Polizei mit den Kindern draussen im Strassenverkehr machen, sind toll. Es macht etwas her, wenn die Polizei Regeln erklärt und demonstriert. Das ist etwas ganz anderes, als wenn ich als Lehrerin das mache. Die theoretischen Ausführen im Klassenzimmer sind nicht dem Entwicklungsalter der Kinder angepasst. Sich im Spiel mit dem Thema Verkehrssicherheit auseinanderzusetzen wäre nachhaltiger und für die Kinder zugänglicher» Nadine B., Primarlehrerin)

Schreib deine Meinung an verkehrsbildung@edu-rd.ch

oder nimm an der Umfrage teil: https://forms.office.com/r/zbrqzme9X3

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